Veranstaltung in Ebersheim

Festung Mainz erstreckte sich bis Ebersheim

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Fort Biehler Fort Bingen Festungsbahn in Nieder-Olm Infanterieraum in Zornheim
Geschichte - Kultur - Erlebnis
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Festung Mainz: Befestigungen erstreckten sich bis Ebersheim

20. Oktober 2007 - "Die Eisenbahn ist tatsächlich nach Ebersheim gefahren" - diese und weitere überraschte Aussagen gab es nach der Veranstaltung "Als die Eisenbahn durch Ebersheim fuhr - Geschichten und Bilder rund um das Fort Muhl". Der Ebersheimer Gewerbevereins hatte am 20. Oktober 2007 zu der Veranstaltung "eingeladen und war selber überrascht, dass das Weingut Nauth bis auf den letzten Platz gefüllten war.

Georg Bertz und Rudolf Büllesbach hatten Dokumente gesichtet, Archive durchforstet und seltene Fotos aufgetan. Die Ergebnisse verblüfften die meisten Besucherinnen und Besucher. Mehr als 300 Festungsanlagen waren bis 1916 in Rheinhessen gebaut worden und bildeten den gewaltigen Festungsgürtel der Selzstellung. Die Versorgung von Fort Muhl und der übrigen Festungsanlagen lief über Militärstraßen und den oftmals parallel dazu verlaufenden, rund 46 Kilometer langen Festungsbahnen.

Die Besucherinnen und Besucher zeigten sich überrascht, dass sich die Festung Mainz im Ersten Weltkrieg bis Ebersheim erstreckte. Mit 27 Festungswerken gehörte die Befestigungsgruppe Ebersheim zu den am stärksten ausgebauten Bereichen der Selzstellung. Die Grenzlinie von Unterabschnitt II a und II b verlief zwischen dem alten Ortsausgang von Ebersheim und dem außerhalb liegenden Töngeshof. Heute verliefe diese Grenze mitten durch Parkplätze von Lebensmittelmärkten.

InfanterieraumDie Befestigungsgruppe verfügte über vier große Infanteriestützpunkte, ISP 30 bis 33, sowie einen mittelgroßen und einen kleinen Infanteriestützpunkt. Der mittelgroße Infanteriestützpunkt ISP 34 und der kleine Infanteriestützpunkt ISP 35 befanden sich im Umfeld des Ebersheimer Wasserhochbehälters und ergänzten sich zu einer Belegung von zwei Zügen. Der Hochbehälter wurde 1905 gebaut und an die Wasserleitung des Bodenheimer Gebietes angeschlossen. Die Versorgung vom Gruppenwasserwerk Bodenheim war jedoch mit vielen Problemen verbunden. In solchen Fällen wurde für die Bevölkerung von Ebersheim das Wasser aus der Militärwasserleitung entnommen. Ab 1918 erhielt die Gemeinde das gesamte Wasser aus der Militärwasserleitung und bezog keines mehr aus Bodenheim.

Die Infanteriestützpunkte ISP 30 und 31 befanden sich auf dem Gelände, auf dem ursprünglich der große Stützpunkt »Auf dem Dechenberg« (Fort Dechenberg) errichtet werden sollte. Er war mit dem Fort Muhl über eine Militärstraße verbunden. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges war das Fort Dechenberg nur teilweise fertiggestellt und konnte nicht mehr zu Ende gebaut werden. Die beiden Armierungswerke ISP 30 und 31 schlossen schließlich diese Lücke. Beide Werke liegen heute auf Zornheimer Gemarkung. Auf Ebersheimer Gemarkung lagen die beiden großen Infanteriestützpunkte ISP 32 und 33. Ihre Standorte sind heute noch gut an kleinen Wäldchen zu erkennen, die mitten in den Weinbergen entlang des Hüttberghäuschens zu finden sind. Wegen seiner Lage, unmittelbar vor einer Batterie der ersten Artillerie-Aufstellung, befand sich beim Infanteriestützpunkt ISP 32 jeweils eine Beobachtungswarte für die Artillerie und für die Infanterie.

Festungsbahn in EbersheimDie Artillerieräume AR 17 und AR 18 befanden sich an der Straße nach Nieder-Olm. Entlang dieser Straße, die heute bebaut ist, waren vier Batterien der Fußartillerie-Reserve für die 15-cm-schwere Feldhaubitze vorgesehen, die in der »Stellung Ebersheim West« zusammengefasst waren. Die Munition hierfür wurde im MR 12 gelagert, der bereits vor dem Krieg gebaut worden war und zwischen den beiden Artillerieräumen lag. Eine etwas vorgeschobene Batterie der ersten Artillerie-Aufstellung hätte vor dem Ort an der alten Zornheimer Hohl ungefähr in der Höhe des Ebersheimer Wasserbehälters Aufstellung genommen. Eine weitere Batterie der ersten Artillerie-Aufstellung für die 15-cm-Kanone war am alten Ortsausgang in Richtung Töngeshof vorgesehen.

Auf dem Gelände des alten Sportplatzes befand sich ein großer Lagerplatz. Heute ist dieses Gebiet mit Wohnhäusern bebaut. Der Lagerplatz war ebenso wie der große Munitionsraum MR 12 und das Fort Muhl an die Festungsbahn angebunden.

Die Festungsbahn war in Ebersheim so verzweigt wie in keinem anderen Bereich der Selzstellung (siehe Karte oben rechts). Der Ort konnte mit der Bahn vom Kesseltal oder vom Franzosendell erreicht werden. An beiden Stellen sind die Abzweigungen heute noch gut zu sehen. Zum Munitionsraum MR 12 erfolgte eine 400 m lange Trasse. Der Bahnanschluss zum Fort Muhl endete auch mehrere Jahre am Festungswerk. Erst bei Beginn des Ersten Weltkrieges wurde ein Anschluss nach Zornheim fertiggestellt.

Auf älteren Militärkarten findet sich noch eine Unterteilung dieser Befestigungsgruppe in eine Gruppe »Ebersheim West« mit dem Fort Muhl und in eine Gruppe »Ebersheim Ost« mit dem Fort Dechenberg. In den Unterlagen des Entfestigungsamtes hat sich diese Unterscheidung nicht mehr gefunden.

Nach dem Vortrag entwickelte sich eine lebhaften Diskussion mit dem interessierten Publikum. "Ich hätte nie gedacht, dass es vor fast 100 Jahren eine so gewaltige militärische Anlage in Rheinhessen gab und auf meinem Grundstück früher die Trasse einer Bahn verlief", beschreibt ein Teilnehmer seine Eindrücke.

 

 

 

 

Die Befestigungsgruppe Ebersheim auf einer Karte von 1913

 

 

Abbildungen

Karte von 1913: Quelle Hollighaus, Fotokopien Ingo Schlösser

Quelle der Karte oben im Text: Auswärtiges Amt - Politisches Archiv, Berlin (bearbeitet von Rudolf Büllesbach)

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»Die Geschichte von Mainz ist in der ältesten Zeit ausschließlich, in der späteren vorwiegend, eine Geschichte seiner Festung und Garnison. Seit nahezu zweitausend Jahren das stärkste Bollwerk und mächtigstes Waffenlager am Rhein, ward Mainz der Schauplatz so vieler Kämpfe, Belagerungen und Kriegsnöte wie keine andere Stadt auf deutscher Erde. Soldaten aus fast allen Ländern der Welt sind im Lauf der Jahrhunderte durch seine Tore gezogen und auf seinen Wällen standen die berühmtesten Feldherren Europas von Drusus bis zu Gustav Adolf, Prinz Eugen, Napoleon und Moltke« (Börckel, 1913)